Trichoptera RP  -  die Köcherfliegenseiten von Peter J. Neu

Rote Liste Trichoptera 2026

Neue Rote Liste der gefährdeten Köcherfliegen (Trichoptera) Deutschlands

Auf Anfrage des Rote-Liste-Zentrums (RLZ), Bonn, habe ich 2024 zugesagt, bei der Erstellung der neuen Roten Liste und Gesamtartenliste der Köcherfliegen Deutschlands mitzuwirken, weitere Köcherfliegenspezialisten und -spezialistinnen um Mitarbeit zu bitten und die Arbeiten gemeinsam mit Herrn Jürgen Wolf vom RLZ bis zum Erscheinen der neuen RL zu koordinieren.

 

Zur Info:

Das Rote-Liste-Zentrum ist eine, beim DLR Projektträger (DLR = Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) in Bonn angesiedelte, vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) beauftragte eigenständig agierende Organisationseinheit. Das Rote-Liste-Zentrum versteht sich als Dienstleister gegenüber den Autorinnen und Autoren Roter Listen: Es fördert sie bei der Erstellung von Listenentwürfen in organisatorischer und finanzieller Hinsicht und unterstützt durch eine intensive fachliche Begleitung die gleichbleibend hohe Qualität der Roten Listen. Es übernimmt die Gesamtkoordination, die Planung und die Redaktion der bundesweiten Roten Listen und entlastet auf diese Weise das Bundesamt für Naturschutz, welches Herausgeber der Roten Listen der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands bleibt. Das Rote-Liste-Zentrum steht in direktem Kontakt mit den Autorinnen und Autoren Roter Listen und trägt zur Vernetzung mit weiteren Fachleuten bei. Es unterstützt darüber hinaus in vielfältiger Weise die Nachwuchsförderung. Gemeinsam mit dem BfN wirbt das Rote-Liste-Zentrum für eine stärkere Beachtung Roter Listen durch die Politik, durch die Naturschutz- und Planungsbehörden und durch die interessierte Öffentlichkeit.

 

Aktueller Stand:  März 2025

Die Vorarbeiten zur Erstellung der neuen Roten Liste der Köcherfliegen Deutschlands wurden im Austausch mit dem RLZ durch E-Mails und Telefonate eingeleitet.

Trotz jahrelanger Literaturauswertungen, der Einarbeitung von Daten anderer Bearbeiter und eigenen Untersuchungen in Regionen Deutschlands bleibt die Datenbasis erschreckend lückenhaft. Dies ist in fehlenden flächendeckenden Untersuchungen der adulten Köcherfliegenfauna Deutschlands begründet und die Lücken werden sich infolge der immer weniger werdenden in der Taxonomie bewanderten Fachleute kaum mehr schließen lassen.

Eine Karte der bisher erfassten Köcherfliegenfunde in Deutschland, lediglich unterschieden in Larven- und Imaginalfunde zeigt, dass die Datenlage sehr unausgeglichen ist und bei der Erstellung einer neuen Roten Liste zu Fehleinschätzungen der Gefährdung von Arten führen kann.
 

Erfassung Trichoptera DEU 03-2025

Übersicht: Erfassungsstand der Trichoptera Deutschlands, Stand 03/2025

 

Es gilt also, vorhandene Daten über Artenvorkommen, auch aus regionalen und kleinräumigen Untersuchungen, zu ermitteln und in einem nationalen zentralen Datenportal zusammen zu tragen, wie dies in anderen europäischen Staaten seit langem gängige Praxis ist (Beispiel Schweiz). Dort kann jedermann diese Informationen, auch auf Verbreitungskarten dargestellt, aufrufen, sich über Biodiversität, Verbreitung und Häufigkeit oder Gefährung der Arten informieren.

Die Schaffung eines solchen Datenportals in Deutschland durch das Bundesamt für Naturschutz ist eine Notwendigkeit für das Biodiverstätsmonitoring und die Erarbeitung sämtlicher Roter Listen gefährdeter heimischer Arten. Solange dies nicht realisiert ist, werden wir für jede Rote Liste die verstreut vorhandenen Daten mühsam zusammenklauben müssen. Zwar können darin enthaltene, unvermeidbare, aus älterer Literatur resultierende Fehlbestimmungen beim Abgleich mit der DAET-Datenbank bzw. den DAET-Karten erkannt und korrigiert werden, aber die Gefahr, dass die wertvollen, noch irgendwo bei irgendjemand vorhandenen Daten verloren gehen, steigt zunehmend.

 

Aktuelle Vorgehensweise:

Das RLZ bzw. das BfN wird die Bundesländer um die dort vorhandenen Trichoptera-Funddaten, inklusive der im Rahmen der Gewässergüteüberwachung gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) seit dem Jahr 2000 erhobenen Daten, bitten. Durch Letzteres würde, zumindest was die juvenilen Stadien der hiesigen Trichoptera anbelangt, eine die komplette Fläche der Bundesrepublik Deutschland abdeckende Datenbasis geschaffen.

Lückenhaft werden jedoch die Daten aus Gewässern bleiben, die nicht von der WRRL-Untersuchungen betroffen sind, wie Wasserkörper kleiner 10 qkm (alle Arten von Quellen, Quellbächen etc.), Sümpfe, Moore, Teiche sowie von Arten, die larval nicht oder nicht sicher bestimmbar sind wie Hydroptilidae, manche Philipotamidae u.a. Hier gilt es, bei anderen Projekten, z.B. bei regionalen gewässerökologischen Untersuchungen erhobene Daten insbesondere von adulten Trichoptera zu ermitteln, Fachleute und Trichoptera-Spezialisten anzusprechen und diese Daten für die neue RL Trichoptera zu gewinnen. Zusammen mit den 265.000 Datensätzen von Köcherfliegen aus Deutschland in meiner Datenbank kann so ein recht verlässliches Bild der gefährdeten Trichoptera Deutschlands erarbeitet werden.

Nachsuchen:

Insbesondere bei seit 20 und mehr Jahren an ihren früheren Fundorten nicht mehr nachgewiesenen Arten werden Nachsuchen erforderlich werden um zu prüfen, ob dies an einem tatsächlichen Rückgang, eventuell an einem Erlöschen von Populationen liegt oder, wie ich annehme, in der Mehrzahl an fehlenden Untersuchungen und den tatsächlich aussterbenden Spezialisten.

Für eine brauchbare Rote Liste ist eine Vernetzung und ein regelmäßiger Austausch von Informationen unter den Artenkennern erforderlich. Zu diesem Zweck wird das Rote Liste-Zentrum Bonn in der nächsten Zeit versuchen, möglichst viele dieser Leute anzusprechen und zur Mitarbeit an der Roten Liste zu gewinnen.

Für die Erfassung und Auswertung von Funddaten wurde eine Excel-Tabelle vorbereitet, mit deren Hilfe Daten strukturiert übermittelt und mit relativ wenig Aufwand in eine zunächst von mir geführte „Trichoptera Deutschland-Datenbank“ eingearbeitet werden können.

 

Die Excel-Tabelle kann hier heruntergeladenwerden