Prädatoren und Parasiten
Gewässer jeglicher Art sind in unseren Breiten sehr produktiv, d.h., in ihnen wachsen große Mengen an Biomasse (Einzeller, Pilze, Algen, sub- und emerse Pflanzen, Mikro- und Makrozoen, Wirbeltiere) heran. Innerhalb dieser Biozönosen existieren komplex ausgebildete Nahrungsketten, zu denen auch die Köcherfliegen gehören. Dass Fische Köcherfliegen fressen, ist allgemein bekannt. Aber auch eine Vielzahl anderer Tiere wie Wasseramsel, Bachstelze, Wasserspitzmaus, Ratte, Fuchs etc. hat die Trichoptera auf dem Speiseplan. Die nachfolgende Aufnahme zeigt den Mageninhalt einer Bachforelle, der sich zu einem Großteil aus Köcherfliegen-Larven zusammensetzt.
ParasitenEin recht bekannter Parasit der Köcherfliegen und dabei speziell der Goeridae ist die Wespenart Agriotypus armatus WALKER,1857 (Hymenoptera: Agriotypidae). Das Weibchen von A. armatus kriecht unter Mitnahme eines Luftfilms in das Wasser und sucht nach den Gehäusen von Köcherfliegen (speziell Silo und Goera spp.), welche bereits Präpuppen oder Puppen enthalten. Das Ei wird meist an den Hinterleib des Wirtes gelegt. Die Weibchen können bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben, wobei die Antennen horizontal nach hinten gehalten werden, so dass sie bei der Wirtsfindung keine Rolle spielen dürften. Das Auftauchen erfolgt passiv, indem sich die Wespen nach oben treiben lassen. Die Larvalentwicklung im Sommer verläuft ektoparasitisch im Sandgehäuse des Wirtes und ist schon im Spätsommer abgeschlossen, worauf ein Puppenkokon gesponnen wird, in dem bereits im Oktober die Imago schlüpft. Die Wespen verbleiben aber über Winter im Kokon und verlassen das Wasser erst im nächsten Frühjahr. Der Parasitenkokon steht mit einem 3 - 5 cm langen und 1 -2 mm breiten Gespinstband in Verbindung, das aus dem Wirtsgehäuse heraushängt und frei im Wasser flattert. Dieser Seidenfaden funktioniert offenbar als Plastron und dient also der Sauerstoffversorgung der Parasitenpuppe und vor allem der überwinternden Wespe. Das Band ist nicht komprimierbar, wodurch der Luftstickstoff festgehalten wird, während Sauerstoff laufend nachdiffundieren kann. Imagines von A. armatus finden sich im Mai-Juni nicht selten entlang von rasch fließenden Gewässern mit grobsandigem Untergrund, wo ihre bevorzugten Wirte der Familie Goeridae anzutreffen sind
Sowohl bei den Larven wie auch bei den Imagines der Köcherfliegen sind Milben als Parasiten anzutrefen. Bei den Larven sitzen sie meist auf den dünnhäutigen und leicht zu durchstechenden Kiemen, wie auf der nebenstehenden Abbildung der Kiemenfäden einer Larven von Potamophylax cingulatus zu erkennen. Bei den Imagines suchen sich die Milben ebenfalls leicht zu durchstechende Hautpartien wie z.B. die Flügelansätze oder den Übergangsbereich zwischen Kopf und Thorax aus.
Ciliaten (Wimpertierchen) leben oft in hoher Zahl auf Köcherfliegen-Larven, vor allem, wenn das Gewässer eine deutliche Belastung und somit eine hohe Dichte an Bakterien, der Nahrung der Ciliaten, aufweist. Die hier abgebildete Hydropsyche-Larve ist derart dicht mit Wimpertierchen besetzt, dass die bauchseitigen Kiemenfäden kaum mehr vom Wasser umspült werden und die Möglichkeit der Sauerstoffaufnahme eingeschränkt ist.
Mermithidae (Nematoda) sind sehr lange und dünne Würmer, deren Jugendstadien in Insekten, selten auch in Schnecken parasitieren. Mermithiden besitzen keinen durchgehenden Darm, die Nahrung wird wie bei den Saitenwürmern über die Körperwand aufgenommen. Nach der Jugendphase verlassen die adulten Würmer ihren Wirt und leben in feuchtem Boden oder in Gewässern, wo sie sich verpaaren. Offensichtlich töten die Mermithidae ihren Wirt nicht ab sondern nutzen die flugfähigen Stadien für die Verbreitung ihrer Art. Das unten stehende Foto zeigt eine von zwei parasitierten Hydropsyche siltalai, die am 29.07.2008 an der Ruwer bei Waldrach gefangen wurden.
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