Trichoptera RP  -  die Köcherfliegenseiten von Peter J. Neu

Sericostoma-Weibchen

Die Bestimmung der Weibchen von Sericostoma flavicorne SCHNEIDER, 1845 und S. personatum (SPENCE in KIRBY & SPENCE, 1826) bereitet nicht nur den Anfängern unter den Trichopterologen Probleme. Die nachfolgenden Darstellungen sind deshalb als  Hilfe gedacht, mit der die Weibchen von Seristoma flavicorne SCHNEIDER, 1845 recht sicher von den Weibchen von Sericostoma personatum (SPENCE in KIRBY & SPENCE, 1826) unterschieden werden können.

Hinweis:
Derzeit untersuchen  Biologen der Universität Bochum um F. Leese die Sericostoma-Gruppe mit modernsten Methoden. Eine Veröffentlichung ihrer Arbeitsergebnisse ist 2012 zu erwarten. Möglicherweise sind meine unten stehenden älteren Erwägungen dann hinfällig.

 

Differenzierung mitteleuropäischer Sericostoma-Weibchen

Abb. 1: Differenzierungsmerkmale zur Unterscheidung der Weibchen von Sericostoma flavicorne SCHNEIDER, 1845 und S. personatum (SPENCE in KIRBY & SPENCE, 1826)

 

Differenzierungsmerkmale

Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal für die Weibchen der Gattung  Sericostoma sind die Form des ventralen Sklerits unter der Genitalöffnung, nachfolgend Subgenitalplatte (Sgp) genannt und die inneren Vaginalstrukturen (siehe Abb. 1).

Bei S. personatum hat die Subgenitalplatte einen eiförmigen Umriss. Sie besitzt vorne (in der Abbildung an der Unterkante) immer eine gut erkennbare, seitlich durch eine Kerbe abgesetzte mediane Erweiterung (C). Die seitlichen Kanten der Subgenitalplatte (A) verlaufen deutlich konkav, die unteren Ecken sind breit abgerundet (B). Die Skleritplatten (D) auf der Oberseite des Segmentes X ragen in der Ventral- und Dorsalansicht mit ihren distalen Kanten meist deutlich über den Umriss des Segmentes X hinaus, wodurch das letzte Segment einen eckigen Umriss erhält.
Die Vaginalstrukturen liegen von dorsal betrachtet direkt über der Subgenitalplatte (Sgp) und bilden mit dem Ovidukt eine längliche sklerotisierte Struktur, die bis an das 8. Sternit reicht. Diese ist auf der gesamten Länge von häutigem Bindegewebe umgeben. An der Vaginalöffnung ansetzend begrenzen ein ventrales Vaginalsklerit (vVs) und zwei v-förmig angeordnete, stark sklerotisierte laterale Vaginalsklerite ( laVs) die Vaginalhöhle. Zum Ovidukt hin bilden die paarigen inneren Vaginalsklerite (Abb 1 u. 2, iVs) den Abschluss der Vaginalhöhle. Form und Färbung der Vaginalsklerite eignen sich zur sicheren Unterscheidung der beiden Sericostoma-Arten.
Bei S. personatum sind die inneren Vaginalsklerite in der Dorsalansicht zur Vaginalöffnung hin länglich ausgezogen. In der Lateralansicht haben sie eine nahezu dreieckige Form. Die lateralen Vaginalsklerite sind braun gefärbt und auch bei helleren Tieren nicht durch die Subgenitalplatte erkennbar. Das ventrale Vaginalsklerit ist in der Lateralansicht gerade bis leicht geschwungen und verläuft parallel zur darunter liegenden Subgenitalplatte.

Bei den Weibchen von S. flavicorne zeigt die Subgenitalplatte fast immer einen trapezförmigen Umriss. Ihre seitliche Kanten verlaufen gerade bis leicht konkav (A) und die unteren Winkel (B) sind eng abgerundet. Eine mediane Erweiterung (C), deren Ansatz seitlich jeweils durch eine Kerbe gekennzeichnet ist, ist nicht vorhanden oder in einzelnen Fällen nur schwach ausgebildet. Die flachen Skleritplatten (D) auf der Oberseite des Segmentes X ragen in der Ventral- und Dorsalansicht mit ihren distalen Kanten nicht oder nur gering über den Umriss des Segmentes X hinaus, wodurch dieses Segment oft gestreckt wirkt.
Die inneren Vaginalsklerite (iVs) bestehen bei S. flavicorne aus je zwei rundlichen Loben, die am besten nach Entfernen des umgebenden Bindegewebes zu erkennen sind. Auch in der Lateralansicht ist die rundliche Form gut erkennbar. Die lateralen Vaginalsklerite (laVs) sind sehr dunkel gefärbt und bei hellen oder mazerierten Exemplaren von ventral durch die Subgenitalplatte als dunkle Linien erkennbar. Das ventrale Vaginalsklerit (vVs) ist in der Lateralansicht zwischen lateralen Vaginalskleriten und Subgenitalplatte um 90° abgewinkelt.

Literatur

ROBERT, B. (2001): Die Köcherfliegen-Fauna Deutschlands (Trichoptera). Ein kommentiertes Verzeichnis mit Verbreitungsangaben. - In: KLAUSNITZER, B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica, Band 5, Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 6, Dresden.

MALICKY, H. (2005): Ein kommentiertes Verzeichnis der Köcherfliegen (Trichoptera) Europas und des Mediterrangebietes. - Linzer biol. Beitr. 37/1, 533-596, Linz; Österreich.

 

Anmerkung

Für Hinweise auf Fehler und Rückmeldungen zur Brauchbarkeit der Bestimmungsmerkmale auch in anderen Regionen Europas bin ich dankbar. Herrn Prof. Dr. Rupprecht, Mainz und Herrn Dipl. Biol. Thomas Widdig, Allendorf, sei schon jetzt für ihre konstruktiven Rückmeldungen gedankt.

 

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